Eine Geschichte von Ibiza

[Originaltext auf Deutsch]
28.06.2025, Ankunft und erster Sonnenaufgang, Steilküste und Strand mit versteckter Höhle, Bus von Ibiza nach Eurali, erste Guacamole selbst gemacht, auf dem zweithöchsten Berg gewandert und mit einem wunderschönen Sternenhimmel eingeschlafen
Ein hoch auf die Spontanität! So wurde auch jene geniale Tour im Moment geboren und ohne lange zu überlegen zur Welt gebracht. Als Martin und ich nun so knapp davor waren unsere 9 tägige Wanderung von Alicante nach Valencia zu vollenden, brauchte es nur ein wenig lange Weile und ein gelbes Schild mit der Aufschrift und dem Symbol einer Fähre, damit zwei viel zu junge Menschen auf doofe Ideen kommen und reichlich unüberlegt drei Tage des Insellebens mit in ihren Urlaub planen. Die Fähre war mit flinken Fingern gebucht und einen Tag später stand man abends am Einlass, um das billigste Ticket in Anspruch zu nehmen. Um fünf Uhr morgens sollten wir ankommen und so verbrachten wir unsere sechs stündige Fahrt gemächlich mit feinsten Gerichten, die beinahe magisch aus den Untiefen unserer Rucksäcke zu erscheinen schienen. Ein großzügiger Markt in Valencia hatte die Ehre um zehn Uhr noch geöffnet gewesen zu sein und so verteilten wir die Gaben bestehend aus diversen Früchten, Broten und Crackern, Aufstrichen wie Humus und Erdnussbutter und Nüssen. Später fand Martin eine Art Schatzkammer aus übrig Gebliebenem, da es niemanden zu interessieren schien Teller weg zu räumen, waren deswegen überall beinahe unberührte Gerichte auf den Tischen in dem großen Saal bei der Küche verteilt. Anscheinend hatte niemand großen Hunger gehabt und wir hatten ihn nun leider auch nicht mehr, ansonsten hätten wir vermutlich alles verdrückt. Um ehrlich zu sein, wäre das vielleicht gar keine so schlechte Idee gewesen. Martin und ich haben beide ein wenig abgebaut und ernähren uns seit über einer Woche ziemlich mangelhaft. Unsere Köper haben sich der Herausforderung des Laufens gut angepasst, aber dadurch an anderen Stellen viel an Masse verloren. Das bisschen an Brustmuskulatur, falls ich je welche besessen habe, war nun beinahe völlig verschwunden und auch meine Unterarme waren schon mal größer. Auf der anderen Seite hat alles seine Zeit und sobald ich statt Laufen vielleicht mehr am klettern bin, vertraue ich meinem Körper auch jene Veränderung so schnell zu durchlaufen wie es für Spanien der Fall gewesen ist. Geschlafen haben wir auf dem Kunstrasen mitten auf dem Deck. Ein paar andere Kollegen lagen auf der Fläche in verschiedenen Ecken verteilt und wir genossen die relative Sicherheit von anderen Menschen um uns herum, statt der Nähe zu Wildschweinen wie es sonst der Fall war. Wir schlafen gut, Martin schläft besser. Ich wache um vier Uhr morgens auf und packe alles zusammen und verziehe mich, so wie jemand der beim Tau ziehen versehentlich in der falschen Mannschaft mithilft. (Felix Lobrecht, falls der gute Mann noch Werbung braucht.) Im Saal des Beginns angekommen, vereine ich mich wieder mit meiner nun voll aufgeladenen Powerbank auf die ich nicht stolzer sein könnte. Sie macht keine Faxen und gibt Martin und mir größte Flexibilität zum reisen, ohne dass wir jemals aktiv eine Zivilisation anpeilen müssten, nur um unsere Handys aufzuladen. Beinahe schon perfekt. Geklaut wurde sie auch nicht, also kann ich mich echt nicht beklagen. Aus der Langeweile heraus nehme ich mir die Zeit und schreibe über meine Lebensphilosophie, das übliche eben und froh darüber, dass die Durchsage zum Verlassen der Fähre durch die Räume hallt, beende ich jene Mission auch wieder. Martin hatte ich zu jenem Zeitpunkt vergessen... also fast. Ganz vergessen könnte ich meine liebste Schnecke natürlich nie und auch wenn seine drei Kilometer die Stunde manchmal zermürbend wirken, hätte seine positive Einstellung und sein strahlendes Lächeln uns doch bis zum Mond und zurück bringen können. Dementsprechend eile ich von dannen und gebe dem noch schlafenden Martin Bescheid, der nicht ohne Schrecken auffährt und sich semi schnell bereit zum loslaufen macht. Ein paar Minuten später stehen wir verwirrt und leicht genervt vor immer noch verschlossenen Pforten und warten mit den anderen Fußpassagieren auf Auslass. Ich sehe die einzig interessante Person im Raum vor uns sitzen und spreche den jungen Mann ohne Augenbrauen und schwarzer Sonnenbrille auf der Nase an, um seinen Namen heraus zu finden. Man selbst ist immer ein bisschen nervös andere anzusprechen, da man nie weiß was auf einen zukommt und auch bei diesem Fall war es nicht anders. Aber ich hätte nicht überraschter sein können über die Freude dieser uns fremden Person und wie nett er zu uns war. Sein Name ist Kevin und seine Geschichte eine höchst spannende. Für zehn Minuten habe ich die Chance über seinen Lebensweg zu erfahren und was uns die Ehre verschaffte ihn hier anzutreffen. Für fünf Jahre hatte er auf Ibiza gearbeitet und sich dort ebenfalls intensiv um einen Senioren gekümmert und dessen Leben mit gestaltet. Seine frisch verheiratete Frau lernte er ebenfalls hier auf der Insel kennen und trotzdem zog es ihn nun wieder zurück zu seiner Heimatstadt Valencia. Die Insel besuchte er grade nur um sich eine Art Dokument zu verschaffen, aber er konnte uns noch weitere großartige Tipps für wunderschöne Orte auf der Insel geben. Ich fragte ihn über seine Tattoos und warum er denn keine Augenbrauen hätte und seine Antwort gefiel mir sehr. Wort für Wort kann ich sie nicht wieder geben, aber die Antwort auf die Haare war mehr oder weniger, dass er sein äußeres Aussehen aufgeben konnte und durch die Reinigung des äußeren Erscheinungsbildes höheren Wert auf das Innere legte. Während der Pandemie hatte er für sich selbst den Buddhismus entdeckt und für ihn schien das eine große Wendung in seinem Leben dargestellt zu haben. Die buddhistischen Mönche mit denen ich in Norwegen gelebt hatte, waren bis zu diesem Punkt die einzigen Menschen gewesen die ich kannte, welche ohne Augenbrauen durch die Welt wanderten. Er besaß zwei Tattoos, an jedem Handgelenk eins. Auf der rechten Seite ein simples schwarzes Armband und auf der linken die simpelste Darstellung der Welt als Scheibe mit Linien die Breiten- und Längengrade darstellten und genau 12 Schnittpunkte aufwiesen. Wir liefen noch gemeinsam von der Fähre und tauschten Kontaktdaten aus. Ich war mir sicher ihn bald nochmal zu treffen.
Um 5:45 setzten Martin und ich Fuß auf unserer ersten Insel. Ibiza. Es war noch dunkel und da wir nichts besseres kannten und auch nicht wussten was wir sonst mit uns anfangen sollten, taten wir das was wir sonst auch immer machten und liefen einfach drauf los. Entlang des Strandes an dem jetzt wo es noch dunkel war und die Touristen ihren Schönheitschlaf einnahmen, fuhren Traktoren um Sand zu glätten und Algen zu entfernen. So natürlich! Viele Katzen beobachteten uns mit leuchtenden Augen und als wir sie fragten, was sie denn da tuen würden, sagten sie nur: ‘Wir illuminieren.’ Der anstrebende Literaturprofessor Martin war genauso verwirrt wie ich... was bedeutet dieses Wort?? Und wo haben diese Katzen Deutsch gelernt? Zu viele Fragen und wir waren uns beide einig in Zukunft weniger Erdnussbutter zu naschen, denn schließlich schien es irgendwas in uns kaputt zu machen. Wir jagten der bald aufgehenden Sonne hinterher und mussten feststellen, dass die Insel aus vielen steilen Hügeln bestand und dass viele dieser Straßen zwar hübsch zu gekleistert sind mit riesigen Villen, aber dennoch unangekündigt in Sackgassen enden. Herzhaft laut regte ich mich über alles und jeden auf, aber meine schimpfenden Worte konnten weder von Martin noch den Bewohnern gehört werden, dafür war das Bellen der Wachhunde einfach zu laut. Das Rennen um die Zeit nahm sein zu erwartendes Ende und ließ uns als geschundene Verlierer zurück, die zwar den Sonnenaufgang vor der Nase hatten, allerdings nicht von einem schönen Ausblick aus oder an einem noch schöneren Strand sitzend, sondern in einer winzigen Nachbarstrasse sitzend mit Palmen in unserem Weg. Ich breite mich auf der Straße aus, weil ich es als unter meiner Würde betrachte auf Gehwegen zu sitzen. Martin ist da aus ganz anderen Holz geschnitzt. Ein einziges Auto fährt an uns vorbei, aber dafür gleich vier mal innerhalb der zwanzig Minuten in denen wir hier saßen. Das hieß, dass wir jedes Mal alles aufräumen mussten und wie geschlagene Hunde mit gesenktem Haupt an der Seite standen und mit halben Lächeln und winkenden Händen einen schönen Tag wünschten. Martin hatte immer noch nicht rausgefunden wie sein Opinel Taschenmesser richtig zu bedienen wäre. Aus Sicherheitsgründen hatte ich es deshalb in meiner Hosentasche verwahrt, hatte diesen Fakt allerdings schon längst wieder vergessen und schaute somit dem immer nervöser werdenden Martin mit ehrlichem Beileid für zehn Minuten dabei zu wie er nach dem guten alten Messer suchte. Eine Prozedur an die ich mich inzwischen gewöhnt hatte, weil er es meistens täglich verliert, aber ich kam nur durch Zufall auf die Idee in meine Tasche zu fassen und als sich meine Hände um den hölzernen Griff schlossen, musste ich mir ein lautes Lachen verkneifen. Vermutlich bin ich nicht die Art von Kumpane, die man sich wünschen würde. Als die Schlacht um Nahrung und das begeisterte Aufnehmen des schönsten Sonnenaufgangs vollendet waren, dackelten wir weiter in Richtung Meer um auch mal ins Wasser zu gehen. Ein bisschen Normalität in unserem sonst so chaotischen Reiseleben sollte es schließlich auch geben. Wir kämpfen uns durch dichtes Gebüsch in der Hoffnung irgendwo heraus zu kommen, was uns näher ans Meer bringen würde. Keine Chance. Als wir enttäuscht umdrehten und nahe der Straße waren, rief uns eine Dame mittleren Alters zu, dass wir doch bitte so freundlich wären und auf keine Fall ein Feuer machen sollen. Was sie nicht wissen konnte ist, dass Martin und ich viel zu doof sind um so eine irrsinnige Aktion anzustellen. Freundlich erklären wir ihr und ihrem dreibeinigen Hund nichts derartiges zu planen und fragen stattdessen nach einer Route zum Strand. Die gute Dame, Raucherin und eine ehemalige sehr individuelle Filmregisseurin aus Frankreich, deutet uns den Weg und entlässt uns mit guten Wünschen. Durch Wald und an Ruinen entlang schleichen wir durch die langsam erwachende Natur außerhalb der riesigen weißen Villen, die zwar alle gleich aussehen, aber den Maßstab permanent sprengen, in dem ein Haus immer noch größer als das nächste ist. Eine Gänsehaut des Ekels wie ich ihn auf Hawaii gespürt habe überfallt mich und in der Stille trauer ich ein klein wenig über die verlorene natürliche Schönheit und Fülle einer so fantastischen Insel wie diese oder Hawaii, nur damit wir als doofe Touristen was tolles zum anglotzen haben oder damit unwahrscheinlich reiche übergewichtige Säcke sich ein fünftes Haus irgendwo da, wo es grade angesagt ist eins zu besitzen, erbauen können. Sweet!
Wir kommen an eine versteckte kleine Lagune, steile Brandung umschließt unser Blickfeld auf das Meer und Höhlen formen das Gestein, dort wo das Wasser seit undenkbaren Zeiten vor sich hin bohrt. Wir verstecken unsere Sachen und gehen mit professionellen Wander-Adiletten weiter. Ein großer Fehler, weil die Dinger nichts taugen, aber genau dafür lernt man ja Dinge dazu. Wir steigen die echt steile Böschung hinauf und überblicken ein schönes sporadisch mit Sträuchern bewachsenes Plateau und überqueren jenes in der naiven Hoffnung einen besseren Strand zu finden. Ich erinnere, das ganze hier ist eine Steilküste. Unser hoffnungsloses Vorhaben trägt allerdings unverhoffter Weise, allerdings mehr aus purer Verzweiflung und der Not darauf, am Ende doch Früchte und so stehen wir an scharfkantigen Steinen und klettern jene hinab um Zugang zum Meer zu haben. Natürlich keinen gewöhnlichen Zugang, sondern so einen bei dem die Wellen mit einer Höhendifferenz von einem Meter und mehr an scharfes Gestein schellen und nur darauf warten unsere jungen zarten Köper zu verschlingen. Der Gefahr mehr oder weniger bewusst, ziehen sich Martin und ich aus, um das Wasser auf eigene Faust zu ertesten. Davor geschieht noch etwas, dass ich am liebsten weg lassen würde, aber da es unfassbar witzig war, wäre es eine Frechheit euch gegenüber. Wir standen also mit reichlich Schiss vor dem Punkt an dem wir hinein springen wollten und wären auch mehr oder weniger bereit gewesen, allerdings musste ich wirklich noch dringend auf Klo. Und entweder aus Angst vor dem Kommenden oder dem Komfort den mir die Abgeschiedenheit und die bisherige Erfahrung mit dem Toilettengang in der Natur gaben, hockte ich mich just in dieser Sekunde mit Blick auf das schöne Meer neben Martin hin und legte meine Wurst während jener in schallendes Gelächter ausbrach und mich mit hinein zog. Das beschleunigte die ganze Aktion noch zusätzlich und ungelogen keine zwanzig Sekunden stand ich wieder senkrecht und fühlte mich befreit. Ich sprang ins Wasser und fühlte mich fabelhaft. Martin sprang mir für jemand der langjährige Schwimmerfahrung mit sich brachte, reichlich unbeholfen hinterher und präsentierte mir später die drei Aufschürfungen an seinen Füßen die er vom Stein zwei Meter unter der Wasseroberfläche abbekommen hatte. Ich hatte mir dieses Unglück erspart indem ich Kopf voraus weit genug entfernt vom Gestein gelandet war. Wir tauchten und schwammen umher, ehrlich gesagt war Martin der Schwimmer und ich der Taucher aus dem simplen Grund, dass wir beide so gut im schwimmen waren, wie wir es nun mal waren. Für mich war also das untergehen mehr gemacht und für ihn das an der Oberfläche bleiben. Mir fehlte dementsprechend auch die Luft, wenn ich an der Oberfläche war, um ihm zu erzählen zu können, was er denn alles verpassen würde, aber ich denke wir beiden machten das meiste daraus. Wagemutig schwammen wir fünfzig Meter entlang der Küste und ich tauchte an der steilen Wand die sich in direkter Nähe zum Land fünf Meter tief war, hinab. Bald darauf rief Martin etwas höchst erfreuliches, nämlich hatte er eine unfassbare Höhle entdeckt und noch dazu einen Punkt an dem das aus dem Wasser kommen vielleicht doch kein Ding der Unmöglichkeit wäre. Diesmal völlig ohne Schuhe kraxelten wir hinaus und sahen uns das Gebilde genauer an. Mit Mathe hatte ich es nie so wirklich gehabt, deswegen könnte ich das Volumen in keinster Weise bestimmen, aber ich als Minimalist, würde in diesem Tempel der Freude ein Leben in Hülle und Fülle führen, wenn es um die Menge an bereitstehendem Raum geht. Eine große Pfütze aus knietiefen Wasser bereitete uns den Weg zu den zwei Räumen, die zwar hinter der mittig platzierten Steinsäule durch eine Art Tunnel oder Durchgang verbunden waren, aber dennoch völlig unterschiedlich aussahen. Das Gestein um uns herum war in der typischen vielschichtigen Weise erschaffen und das machte die Innenwände nicht weniger spektakulär. Die linke Hälfte war am Boden mit großem Geröll bedeckt, aber dafür war die rechte Seite eine völlig flache und perfekte Oberfläche und lud uns direkt ein später unsere Sachen zu holen und genau hier zu quartieren. Gedacht, gesagt, getan und beinahe 15 Minuten später sind wir mit Gepäck wieder auf der Oberseite des großen Plateaus und versuchen diese Höhle ausfindig zu machen. Wir beide sind furchtbar müde und weil wir eh noch käseweiß sind, dachten wir zuerst noch ein Sonnenbad zu nehmen bevor wir uns in der Höhle verkriechen würden. Auf unseren wie Alufolie aussehenden Matten liegend, nehmen wir das auf was uns die Sonne zu geben hat und wir schämen uns nicht mal nackig dabei zu sein. Allerdings muss die Sonne schon einiges an Schaden in unseren Schädeln angerichtet haben und so kam ich absoluter Hirsch nicht mal auf die Idee meine Hüfte und die an ihr platzierten Beine und alles sonstige dazwischen und außerhalb mit Sonnencreme einzuschmieren. Den Sonnenbrand könnt ihr euch nicht ausmalen! Ausmalen... naja theoretisch könnte ich euch nen roten Edding reichen und dann könntet ihr das sehr wohl, aber so war es nicht gemeint. Dann verzogen wir uns in die märchenhafte Höhle und genossen den Hall unserer Stimmen bis uns die Stimmen in unserem Kopf genügten und wir Stille walten ließen. Wir ruhten und aßen und später meditierten wir auch noch indem wir in dem knietiefen Wasser im vorderen Teil des Höhleneingangs saßen und unsere Handflächen gestreckt und sehr leicht ebenmäßig auf die Wasseroberfläche legten und dabei im Schneidersitz zur Ruhe kamen. Die Erfüllung welche ich durch solche kurzen Momente für mich finden kann, bekommt noch eine Menge eigener gewidmeter Worte, aber für jetzt reicht es gesagt zu sein, dass tägliches dasitzen und integrieren, von den Dingen die passieren und die einen beschäftigen, auch wenn es nur 10 Minuten am Tag sind, einen unleugbaren Einfluss auf die Wahrnehmung und das eigene Empfinden haben werden. Ja, es braucht Zeit und nein, man strebt nicht nach absoluter Ruhe. Aber stattdessen wollen wir einfach neutrale Betrachter des eigenen Kopfes werden und interessiert dabei zuschauen, was in diesem Kopf, der ja der unsere ist, so vorgeht.
Als uns das Fernweh wieder auf die Beine bringt und ein paar mehr oder weniger coole Fotos, die keiner Realität je gleich werden könnten und somit eigentlich direkt in die Tonne gehören würden, gemacht wurden, sind wir beide wieder auf dem Weg. Oh, und davor durfte ich statt mich selbst zur Abwechslung jetzt Martin verarzten. Ich hätte dafür entschieden das Bein direkt zu entfernen, aber Martin wollte lieber ein Pflaster. So ein Mist aber auch... das wäre so ein guter Content gewesen. Eine witzige Wendung ist meiner Ansicht auch, wie nach 1.5 Wochen des ununterbrochenen Laufens meine Füße auf einmal anfangen zu heilen, robust und fest zu werden und sich alle Wunden allmählich schließen, während bei Martin der ganze Spaß der Beschwerden erst beginnen sollte... herrlich! Und leicht zynisch, ja ich weiß. Sorry. Aber Martin musste sich jetzt so lange anhören wie schlecht es mir doch ergeht, da ist es nur fair, dass er das Privileg bekommt, dasselbe auch einmal erleben zu dürfen, stimmt’s? Aber wir geben uns reichlich Mühe mit Kompressen und Pflastern und ich puste sogar einmal, um die Gefahr auf Infektion durch Keime in der Luft zu geringeren... uff. Martin ist entzückt vom Resultat und gemeinsam humpeln wir los. Er, weil er’s nicht besser kann und ich aus Mitleid und Spaß an der Sache. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Unser Ziel ist es, den langen Weg dem Morgens zurück zu laufen, um dann wie zwei Amateure einen Bus in die Nachbarstadt Santa Eurali oder so zu nehmen. Wie in einem Aktionfilm aus Hollywood legen wir also drei Kilometer im Schneckentempo zurück und kaufen sogar ein!! Echtes Gemüse und extra billige Birnen. Und dazu kommt eine Hafermilch und für Martin zwei Baguettes. Ich kann es echt nicht mehr sehen. Bevor ich meine Familie auf Sardinien in zwei Wochen treffen werde, muss ich ihnen unbedingt schreiben Vollkornmehl mitzunehmen, damit ich mir endlich was schönes backen kann anstatt meinen Darm mit sowas Mega geilem wie Billigweizen voll zu pumpen. Ich weiß, wir haben heute schon genug über Kot geredet, aber ehrlich, man sieht den Ausscheidungen total an ob der Darm glücklich mit dem Fraß ist, dem man ihm da vorwirft oder eben nicht. Fun fact, nach Fleisch oder billigem Getreide ist das nicht der Fall. Es riecht dann auch beinahe so grausam wie zwei zwanzig jährige die schwer bepackt durch die Sonne Spaniens wandern und dabei einmal in einer Woche geduscht haben. Manchmal sogar noch schlimmer. Bei mir riecht übrigens immer alles nach Rosen und Pfefferminz. Keine Ahnung was bei Martin abgeht... lol.
Wir sitzen im Bus. Alle versuchen unauffällig an uns vorbei zu gucken. Es ist total unangenehm, weil wir wirklich unerhört schlecht riechen, aber viel machen können wir nicht. Ich fand meine Idee mit dem Deo und dem Feuerzeug ja noch ganz cool, aber Martin ist dagegen. In Eurali, eine Stadt die anscheinend einen gewissen Geltungsdrang besitzt und deswegen noch vier andere Wortfetzen um seinen Namen herum zu stehen hat, kommen wir in der Nähe eines voll bepackten Strandes heraus. In keiner Welt kann ich mir erklären wieso ich dachte, dass nur Ibiza die Stadt der Touristen wäre, aber ja, so macht das Ganze natürlich viel mehr Sinn. Alles ist voll mit den schönen Menschen, die meisten Briten. Ich versinke in melancholischer Erinnerung an eine besondere Zeit in Kanada. Am Anfang des Jahres gibt es einen Zeitraum von zwei Wochen, zu dem man in einer Stadt nicht weit entfernt von wo ich wohnte, hunderte von riesigen und schwerfälligen Seehunden beobachten konnte, wie sie ganze Stege und Häfen belagerten und deren imposante Rufe dem Duft ihrer Scheisse würdig wurden. Sie belagerten alles und füllten mit ihren unförmigen, gigantischen Körpern die letzten Ecken aller Holzdielen aus, genauso wie es nun ein paar ganz besondere Individuen vor mir taten. Ach, das schöne Kanada. Wären Briten nicht so unglaublich freundlich, dann würde ich mir beinahe Seehunde statt Menschen an den Stränden wünschen. Wir setzten uns auf eine steinerne Bank die um eine kurze führte und während Martin sich ins Zeug legte um eine gefangene Avocado in Stücke zu hacken und sie dann mit Tomate und Salz zu einer Guacamole zu vereinen, machte ich mich auf die Suche nach Restaurants, die vielleicht die Ehre hätten eine alte gebrauchte Gabel an mich zu verkaufen. Es klingt doof, aber die dafür nötige Kapazität schien keines der umliegenden Gastronomien zu besitzen und ich wurde stattdessen mit billigem Platikbesteck abgespeist. Ja schönen Dank auch! Die Guacamole schmeckte aber auch so hervorragend. Martins Messer hatte gute Arbeit geleistet und wir leisteten ebenfalls starken Einsatz, als es zum verspeisen des Brotes und des tollen Aufstriches kam. Belustigt und mit Mitleid beobachteten wir die Menschen die an uns vorüber zogen und die sichtlich verzweifelt darüber schienen, wie all das Geld, welches für den Urlaub nötig war, sie weder so glücklich noch so reich beschenkt an guter Nahrung machte, wie es für uns der Fall war. Für ein paar Momente hatten die Reichsten der Welt unser Herz und wir wollten sie grade trösten, aber dann fuhren sie mit ohrenbetäubenden Lärm auf ihren Jetskis sitzend davon. Das mit den Jetskis ist nicht gelogen, genau vor uns war ein Bereich zum Einlassen und daneben ein Kajakverleih auf dessen Ware ich größte Lust gehabt hätte, aber anscheinend fühlten wir uns nicht bereit genug dafür. Wir aßen und machten uns dann auf den Weg den 13 Kilometer entfernten zweithöchsten Berg der Insel, den Sa Torreta, zu besteigen. Wir durchquerten wirklich wunderschönes Umland mit kleinen Farmen und den auf ihr wohnenden Familien. Wir fanden unsere ersten beiden Avocado Bäume und sangen mit den kleinen Kläffern an ihren Toren um die Wette. Als wir an einem besonders schönen Grundstück mit schöner Waldanlage vorbei kamen, sahen wir eine Wiese voller goldener Heuballen auf rötlichem Ackerboden liegend, vor uns ausgestreckt. Wir platzierten uns reichlich erschöpft auf einem der Ballen und verzehrten das was uns an Essen noch übrig war. Danach setzten wir uns auf den Boden und meditierten zusammen, wobei ich Martin meine erste jemals geteilte Guided-Meditation vortrug. Blablabla ;’)
Es waren noch circa zwei Stunden des Wanderns vor uns und die Sonne hatten wir grade beim Untergehen betrachtet, also wurde es von jetzt an weniger spannend, auch auf der optischen Seite. Wir sahen keinerlei wilde Tiere, vermutlich so ein Ding der Normalität, wenn man auf einer wirklich kleinen Insel chillt, und kamen um 10:30 an der Spitze des Berges an. Nicht ganz ohne Probleme was die Orientierung angeht, und zum ersten Mal auch unter dem Einsatz von Taschenlampen. An der Spitze war ein komischer Block aus Zement erbaut und seine obere Fläche war in der Mitte mit einer dicken Säule versehen, aber mit grade noch genügend Platz zu beiden Seiten, sodass Martin und ich auf der jeweiligen Seite schlafen konnten. So waren wir am wirklich aller höchsten Punkt angekommen und freuten uns auf die Nacht voller Sterne. Ich musste ohne Hose schlafen, weil mir der Sonnenbrand sonst alles an Komfort verwehrt hätte. Wir putzten Zähne und philosophierten mit den Augen in den Sternen hängend. Ich musste oft a die Momente in der Höhle nachdenken, in welchen ich mich sehr nahe einer Sinneskrise gesehen hatte, als ich ein wenig zu sehr über den Zufall und das Zusammenkommen solcher, bis zu unserer Existenz und dem Erleben des Momentes nachdachte. Ich verstand auf einmal klarer als zuvor warum es Religion als Antwort auf alles gab und schlief mit gutem Gewissen ein, selbst noch nicht dahin gefunden zu haben. Letzte Worte der gegenseitigen Wertschätzung wurden geteilt, bevor uns die Nacht in seine schwarzen Tiefen nehmen konnte.

29.05.2025, Unsere ersten Mitfahrgelegenheiten, die Partystadt Sant Antonio und das Weltenphänomen des großartigen Ley’s
Martin wachte zuerst auf. Es war um neun und da ich den Wecker um sechs Uhr ohne zu zögern ausstellte und verdrängen konnte, dass wir eigentlich den perfekten Sonnenaufgang genießen wollten, schliefen wir fabelhafte 10 Stunden und mehr bis jetzt. Ich lag im Schatten hinter der mitten Säule auf der kleinen Plattform auf der Spitze des Berges auf der Insel Ibiza. Martin köchelte unter seiner Decke vor sich hin und entschloss dann unseren Tag zu starten, für was ich dankbar war. Wir machten uns guter Dinge bereit für den Tag, nur hatte Martin beträchtliches Leid über seine Füße zu beklagen und so durfte er noch ein neues Pflaster von mir bekommen, ein schönes Buntes mit echten Dinosauriern drauf. Wir machten uns auf den Weg und ich durfte froh feststellen, dass es einen Weg hinunter vom Berg gab, der in die nördliche richtig führte. Ansonsten hätten wir für mindestens zwei Stunden den gestrigen Weg zurück in die nächste Stadt nehmen müssen. So kamen wir nach einer längeren Weile an einer Straße an und hatten vor den Bus zu nehmen, bis uns klar wurde, dass jener nur einmal am Tag hier vorbei fuhr und wir nicht bis zwei Uhr nachmittags warten würden. Also liefen wir an der Straße entlang wie wir es schon für so unzählbare Kilometer getan hatten und kamen als Belohnung für den Aufwand irgendwann in einer kleinen Stadt an. Dort kauften wir eine ganze Menge an leckeren Dingen ein. Für unglaubliche fünfzehn Euro holten wir Obst und Gemüse, eine Packung Hafermilch und durch Martins Einfall eine Dose mit einem brasilianischen Süßgetränk das leckerer nicht hätte sein können. Es bestand aus einer roten Beere und hatte den Namen Guaraná. Sehr lecker. Wir setzten uns für eine Weile in die Sonne vor dem Markt und genossen die pflanzliche Milch, eine Kuhmilchalternative die ich seit der Grundschule bevorzugte, weil mein Dad mir mal erzählte wie Kälbchen von ihren Müttern entfernt werden und mit Zuckerwasser aufgezogen werden, damit wir stattdessen die Milch trinken können. Außerdem finde ich es pervers, dass wir als Menschen das einzige Lebewesen sind, das selbst als erwachsenes Tier noch Muttermilch zu sich nimmt. Muss das sein? Naja, zum Glück sind Kühe ja ansonsten unproblematisch für die Welt, sonst könnte man sich ja noch weiter darüber beschweren...
Wir liefen der Route nach, die der Bus in mehreren Stunden genommen hätte mit der Ambition entweder auch ohne ihn bis nach Sant Antonio zu kommen, oder von ihm eingeholt zu werden und das restliche Stück zu fahren. Ganz so konsequent war unser Vorhaben dann aber doch nicht und so fanden wir uns gedemütigt an einer Bushaltestelle stehen und mit einem nach oben gestreckten Daumen vorbei fahrende Autos nach einer Fahrt anbettelnd. Niemand wollte uns mitnehmen und wir sahen unser Schicksal ein und liefen einfach so weiter. Lustiger Weise dauerte es dann keine Hundert Meter bevor ein Pickup Truck neben uns anhielt und der Fahrer uns lachend aufforderte einzusteigen. Martin übernahm den Beifahrersitz und ich machte es mir auf der Rückbank gemütlich. Wir hatten das Privileg Christian kennen zu lernen. Der Pole war in der Mode-Branche und hatte durch langjährige Arbeit in Stuttgart und Berlin ein perfektes Deutsch, vermutlich besser als mein eigenes. Er erzählte uns von seinem Weg und wie ihm die Pandemie damals das Genick gebrochen hatte. Mit seinem letzten Held hatte er sich das Fährenticket und den nötigen Test gekauft um auf Ibiza einzureisen und lebte dann zwei Jahre von der Hand. Er kam an mit 50 Euro und stieg dann wieder langsam ins Geschäft ein. Inzwischen war er ein bekannter Name auf den Hippie-Märkten der Insel und besaß seine eigene Mode-Kollektion, die letzte mit Inspiration aus seinem Besuch in Japan. Ein höchst spannender Charakter der zur grade auf dem Weg zur KFZ-Werkstatt war. Dort angekommen setzte er uns ab und drückte uns herzlich, wobei wir uns das erste Mal in die Augen sahen. Ein paar sehr interessante Worte später durften wir dann von ihm gesegnet weiter nach Westen wandern. Eine fantastische Begegnung und die nächste sollte nicht lange auf sich warten. Zwei Straßen weiter hielt ein Mensch der Insel an und nahm uns in seinem geräumigen BMW auf. Er erzählte sein Leben lang auf Ibiza gelebt zu haben und Martin fragte sehr schnell und ungefiltert wie er denn Touristen findet. Unser Fahrer beschwerte sich, aber nicht wie Martin raten würde, über britische Touristen, sondern über die widerlichen ‘Instagram-Billionaires’ wie er sie selbst nannte. Das Problem waren nicht die Leute an den Stränden, sondern die pervers reichen, die den Wohnraum aufkauften und unbezahlbar machten und dann in der Öffentlichkeit mit einem umgingen als wären sie selbst etwas heiliges und wir alle nur der letzte Dreck. Alles seine Worte, ich würde so etwas freches über die armen Reichen niemals behaupten... er setzte uns an einer Raststätte ab und von da aus hätten wir ganz einfach nach Sant Antonio mitgenommen werden können, aber wir entschieden uns stattdessen auf der Autobahn zu laufen und unter einem großen sehr hübschen Feigenbaum eine Pause zu halten und noch einmal reichlich leckere Dinge zu verzehren. Auf der Autobahn gab es eine Bushaltestelle und das Schicksal wollte es so, dass wir zu jener Zeit an jenem Ort waren und in jenen Bus stiegen. Wir wussten es noch nicht, aber während der Fahrt hatte die Person unseres Abends schon lange seinen Blick auf uns geworfen und ich hatte ihn als die Person die er sein würde durch eine Blickkontakt erkannt. Wir kamen an unserem Ziel an, ließen alle Passanten, die unseren Duft mal wieder aushalten mussten, aussteigen und als ich heraus trat lief ich ohne Umweg auf den abseits stehenden jungen Mann mit unleugbarer Ähnlichkeit zum lieben Jesus zu und sprach ihn direkt an. Jesus, oder Ley, wie er sich nannte, trug einen weißen Hut aus Hanf, ein lockeres Leinenhemd aus grünen Stoff und eine beige Hose, ebenfalls aus natürlichen Fasern. Nette braune Augen schauten unter den dichten langen Locken hervor und der australische Akzent konnte den angeborenen britischen Akzent nicht ganz verbergen. Martin gesellte sich dazu und war genauso gespannt auf was passieren würde wie ich. Wir tauschten kurz unsere Namen und Reiseziele aus und merkten, dass wir alle keinen Plan hatten und uns nur durch die Insel treiben ließen. Es gab einen Ort den Ley gerne sehen würde, aber der lag in der Stadt und somit auf dem Weg. Also wanderten wir los. Martin und er unterhielten sich anfangs aufgeregt und Martin war direkt fasziniert von der Art des Lebens, die jener junge Mann verkörperte. Sein Lebenslauf ist folgender. Nach der Schule begann er ein Studium der Geschichte an einer Universität im Vereinigten Königreich, aber beendete jenes als er merkte, dass Geschichte immer nur von den Gewinnern erzählt wird und so tatsächlich wenig Wert auf Wahrheit gelegt wird. Man muss das nicht glauben und es geht keineswegs darum zu behaupten, alle geschichtlichen Fakten wären falsch, aber für mich war es das zweite Mal in meinem Leben überhaupt auf die Idee zu kommen, das anzuzweifeln was ich in meiner ganzen Schullaufbahn gelernt hatte. Ich glaube immer noch gerne an unsere Geschichte, aber mir zeigte dieses Beispiel nur sehr klar wie unreflektiert ich dies bezogen bin und wie schwierig die pure Vorstellung daran doch fiel. Ley, was übrigens die Kurzform des Namen Bradley’s ist, für die die sich wundern, meinte danach Bekanntschaft mit einer Art Bewegung in der Welt gemacht zu haben, die sich in leerstehenden Häusern versammelt und in Banden zusammen lebt. Das sogenannte ‘Squatting’ scheint eine riesige Sache zu sein von der ich bisher auch nichts wusste und noch geschockter bin ich als Ley uns sagt, dass Deutschland ein unfassbar beliebter und berühmter Ort dafür ist. Man kennt sein eigenes Land nie, bis einem andere davon erzählen… wie lustig. Die Leute dort hatten im gezeigt, dass man ohne einen festen Job überall auf der Welt Arbeit finden kann und auch so mit der Natur überlebt. Inspiriert davon ging Ley dann für zwei Jahre nach Australien und verbrachte die Zeit mit diversen Tätigkeiten. Er schwärmt uns von den ‘Rainbow Gatherings’ auf der Welt vor und dass es Kommunen gibt, die einfach nur perfekt für uns wären. Es ist so schön seine Worte zu hören und zu wissen, dass es all diese Menschen gibt, die nach derselben Sache streben und die man bisher nur noch nicht gefunden hat. Ich glaube Ley verkörperte für mich die absolute Hoffnung doch nicht allein zu sein. Klingt nach keiner großen Überraschung, aber für mich war es bis zu diesem Punkt eine lange Suche und es ist schwer zu finden wenn du nicht weißt nach was du schaust. Aber jetzt hatten wir immerhin eine kleine Vorstellung von der Welt und ihren Menschen. Ley hatte in Australien die Liebe seines Lebens kennen gelernt, sie aber verlassen müssen, weil er nicht in Australien bleiben konnte. In der vergangenen Zeit hatte er in der Saison der Ernte in England geholfen und war jetzt heir nach Ibiza gekommen um weitere legendäre Orte aufzusuchen, die zu ihrer Zeit famos für ihre Hippie-Kultur und Menschen waren. Das Café zu dem wir gingen war eines dieser Orte. Jetzt wissen wir zumindest was wir auf der Insel verpasst haben. Andere Themen die er ansprach, falls es jemand interessiert und eigene Recherche betrieben werden möchte, waren die Erfindung des wassergetriebenen Autos von Stanley Meyers und wie die Welt der Patente und der Erfindungen, die tatsächlich alles verändern und retten könnten, von den Reichsten aufgekauft wird und somit kontrolliert wird, was auf dem Markt ist. Ley kannte sich sehr gut mit Kräutern aus und sah in der sogenannten ’Ayurveda’ das absolute Verständnis von unserer Welt, der Natur und unserem Körper. Dieses Wort hatte mich sofort fasziniert, aber bisher hatte ich noch nicht die Chance mich einzulesen. Er erzählt uns wie er gestern beinahe an einer Lebensmittelvergiftung wegen schlechtem Hühnchen gestorben wäre und gibt uns den Tipp gegen Gifte im Verdauungstrakt Aktivkohle zu uns zu nehmen und bei Parasitenbefall Oregano Öl zusammen mit Wasser zu schlucken.
Wir erreichen unser berühmtes Ziel, das Café del Mare direkt neben dem Café Mambo und die Enttäuschung steht uns vermutlich allen ins Gesicht geschrieben. Eine Horde aus Hunderten angetrunkenen jungen Menschen mit künstlichen Gesichtern, Neon-Kleidung und abschätzenden Augen belagert die gesamte Gegend. Wir laufen daran vorbei und ich möchte beinahe laut loslachen, darüber wie sich alle aufführen und welches wahnsinnig irrsinnige Leben sie auf eine witzige Weise doch führen. Nach allem was uns Ley erzählt hat und jetzt mit dem Wissen ausgestattet, wie es alles auch ganz anders gehen könnte, betrachte ich die Menschen in der Umgebung nur noch mit Mitleid. Wie könnten sie einem auch nicht leid tun, wenn sie ihr Leben lang dem Glück hinterher rennen in der Hoffnung es in der Arbeit und dem Geld daraus zu finden, dabei aber vergessen, dass die Zeit die sie für Arbeit aufwenden, die Zeit ist, die sie eigentlich zum Leben nehmen sollten. Arbeit frisst nicht nur dieser Menschen Zeit, sondern auch ihr Geld um sich am Leben zu halten, um die Härte des Jobs auszuhalten, um zu konsumieren und Trends hinterher zu rennen. Man kann nur Mitleid haben. Martin und ich gehen a den Strand direkt neben der Bar der völlig leer ist und lassen Ley zurück der meinte noch ein wenig in der Nähe sitzen zu wollen und Menschen zu beobachten. Aus der Distanz können Martin und ich nicht ablesen wie er sich fühlt. Ley sitzt auf einem Stein und starrt in die Menge aus Menschen, aber er scheint weder überrascht noch enttäuscht. Vielleicht hat er Dinge wirklich akzeptieren können, für was sie sind. Das meinte er zu uns. Martin wird später aussehen Probleme mit dieser Aussage zu haben, denn ein Wesen, das nur akzeptiert und nie rebelliert und strebt, dem fehlt der grundlegende Antrieb um Großes zu tun. Martin fehlt etwas heroisches an Ley, keine Poesie könnte über ihn geschrieben werden. Vielleicht hat er recht. Wir springen ins Wasser und gleiten so dahin während wir die Schiffe, die Strände, die gefüllten Bars und die weißen Häuser in den waldigen Bergen aus der Ferne her betrachten und uns Gedanken über Haie machen. Wir schwimmen um die Wette und einer von uns beiden war schneller als der andere, danach entferne ich mich aus dem Nassen und ziehe mich um. Der Poncho hängt über mich und trocknet mich ab während er gleichzeitig auf dafür sorgt, dass niemand Dinge von mir zu sehen bekommt, die nicht zum anschauen gemacht sind, während ich mich umziehe. Perfekt. Ehrlich gesagt wussten weder Martin noch ich genau wieso, aber wir beschlossen Ley zu umarmen und auf Wiedersehen zu sagen, um dann mit dem Plan an die Südküste zu kommen, um den Sonnenuntergang anzuschauen, mit dem Bus loszufahren. Bei einem Zwischenstopp angekommen in Sant Josep mussten wir feststellen, dass ab hier keine Busse mehr zu dieser Zeit fuhren und den Sonnenuntergang hatten wir bereits verpasst. Also bleiben wir in der Stadt und gingen in Richtung Stadtausgang um zu campen. Auf dem Weg versuchten wir unser Glück in einem Restaurant nach billigen Resten zu fragen. Zum Beispiel rohen Reis oder etwas anderes super billiges. Wir erklärten wenig Geld zu besitzen und die Kellnerin gab nicht auf uns Dinge von der Karte zu empfehlen. Kleine Happen von Brot für beinahe fünf Euro. Also wiederholten wir unser Problem, dass wir kein Geld hatten und wollten uns schon bedanken und gehen, aber dann startete sie einen letzten Versuch und empfahl uns ein Gericht für 14 Euro mit Fisch...?!?! Genial. Lachend gingen wir hinaus und liefen weiter bis wir an die Wiese des Abends kamen. Von hier aus übernimmt eine Erlebnisdichtung, die ich dort sitzend geschrieben hatte.
Erlebnisdichtung
29.05.2025, 10:39, Ibiza, Avinguda del Diputat Josep Ribas
Auf einer Isomatte sitzend beobachte ich die Straße 30 Meter vor mir und den neben ihr platzierten, auf einer Anhöhe sitzenden und schreibenden Martin. Fünf Straßenlaternen schmücken das Ambiente mit grell-gelben Licht und tauchen die Wiese mit ihrem goldenen, nun durch die Nacht vergrauten wilden Gras einem Getreide gleich, in leichten Schimmer. Der Wind fährt sachte durch die Halme und streicht meinen Nacken, der vorne wie hinten seine Marken der gleißenden Sonne trägt und durch meine nun kupferfarbene Kette mit dem spitz zulaufenden Dreieck rötlich gefärbt ist. Mein Oberkörper hat ein weißes Tanktop an sich und wird zusätzlich von meinem schwarz-violetten Strickpulli bedeckt, welcher zusammen mit der weißen Leinenhose, an der rechten Seite zum Fuß hin 30 Zentimeter gerissen aber mit Stoff aus Kanada vernäht, ansonsten mit diversen chinesischen hanzi Charakteren geschmückt, welche alle rot und blau auf Hinter- und Vorderseite verteilt sind, die Gänze meines Outfits darstellen. Die Schuhe sind Barfußschuhe und die Socken durch gelaufen und löchrig. Der Hut ist die blaue Kappi von der wundervollen Glenora Farm. Unser Gepäck benachbart die Matten auf der ich sitze, und meine power Bank lädt mit ihren 20.000 mA mein iPhone 13 Pro. Mein schwarzer Rucksack steht zu meiner linken, gefüllt mit ganz oben zwei Zahnbürsten, kleiner Edeltubepaste, Nagelknipser, normalerweise Klopapier und Rasierklinge. Zwei Wasserflaschen und eine Tuperdose mit Erdnüssen, Karotte, Crackers, ein peanut butter Glas, Haferflocken und drei feinste Plastiktüten mit drei Äpfeln, zwei Birnen, Pflaumen, Pfirsiche und Apfelsine, Seetang steckt in der zwischen Tasche zum Rücken hin. Meine große Tasche mit dem ockergelben Camouflagemuster hat ganz oben im Deckel erste Hilfe, feuchte Tücher, Taschentücher und ein weißes 3 Meter Seil. Im Innenraum ist sonst die schwarze Tasche und alle Klamotten, also meine blau-weiß karierte Wolljacke, mein Poncho aus Südamerika geschenkt von Beet Willam Turnipseed, zwei Sockenpaare, zwei Unterhosen, Weite mit Karos die blau pink gelb und weiß sind, die andere mit Streifen die weiß schwarz und rötlich lila sind, ein langes Hemd mit der Aufschrift Champions auf weißem Hintergrund, ein Leinen Hemd mit drei Buchstaben L B T im Brustbereich, meine bandana, falls ich sie nicht verloren habe, zusammen mit dem coolen Hemd dass dieselbe Symbolik auf sich trägt wie eben jene Bandanna. Weiter vorne in dem Rucksack findet sich mein Sketch-Buch von meiner Kanada Familie geschenkt, mit Zeichnungen der Schattierung, unseres Hauses und Familie, Ausblicken von Norwegen und Brunnen, die angefangene Karte meiner Heimatstadt, Bilder von Joses Zimmer Aussicht in Alicante, Orte mit lila Bäumen und Fisch gefüllte Wasser bei denen ich mit Martin saß und bald hoffentlich noch viele weitere visuelle Erinnerungen. Die vorderste Tasche am unteren Ende beinhaltet das Buch ‘Natur’ und kleine Erinnerungen wie Bilder aus verlassenen Häusern und eine ausgedruckte Zeitungsseite mit Martin und mir drin.
Von Dystoyewsky schwärmend gesellte sich Martin grade zu mir und meinte es von unserem früher bekannt gemachten Ley nicht wertzuschätzen keine Ideale zu besitzen. So hätten Ideale für ihn immer etwas poetisch und heroisches und so meinte er dass Atheisten diese Nase welche sie Gläubigen nachsagen sie zu besitzen, die sie treibt und weist, eben nicht zu haben und dadurch auch wieder getrieben zu werden.
Meine Füße besitzen an der Fusssohle zwischen großem und Zeigezeh eine große Blase die eitrig aufplatze und inzwischen wieder zu Hornhaut wird und trotz des Gefühls rohem Fleisches auf dem man läuft, hat es sich gut gefangen und die bis dato 350 Kilometer mit Backpack ermöglicht. Mein Mundraum besitzt im hinteren Teil auf der linken Seite eine doppelte Eiterperle, die auf eine Entzündung darunter hindeutet und laut künstlicher Intelligenz sollte diese schnellstmöglich untersucht werden. Ich werde stattdessen Fasten, höchstens zuckerfrei essen und Salzwasser als Spülmittel verwenden. Aber wohl fühle ich mich dabei nicht.
Wie gesagt, wir hatten soeben in Sant Antonio Bekanntschaft mit einem dreißig jährigen gemacht, welcher uns in die Welt des Anderslebens blicken ließ. Sein Name war und ist immer noch Ley. Er selbst reist durch die Welt und arbeitet wo er möchte, lebt frei und ohne Hab und Gut, absolut minimalistisch und absolut individualistisch/egoistisch. Für Stunden lauschen wir ihm gespannt wie die Welt zu funktionieren scheint hinter der Lüge der Geld gemachten Realität, wie es uns unsere Zeit und Möglichkeit raubt alles zu tun und wie wir diesem Rad entkommen und welche besonderen Orte auf der Welt ebenfalls Menschen auf der Suche beinhalten. Ley ist wirklich ein guter Mensch und ich schließe was er sagt tief in mein Herz mit dem ehrlichen Verlangen zu finden und zu fühlen was er da beschreibt. Die ganze Welt steht uns offen und wir müssen loslassen, um sie zu erleben. Für immer bleibt er in unseren Herzen nachdem wir ihn verlassen nach einem Dip im Ozean direkt neben der Party Promenade mit ihren unzähligen, nur durch Geld vergleichenden, unnatürlichen Menschen, und von nun an beachte ich all jene nur noch mit Mitleid. Wenn sie wüssten was sie verpassen.
Im Moment fühle ich mich besorgt um den Zahn, aber zufrieden mit Martin und meiner Leistung dieser Reise. Ich bin verzaubert von der Natur und den Einblicken, angeekelt von dem Leben der anderen, schmerzlich bewusst über meine linke Schulter auf dem Boden, dankbar für den vergangenen Schmerz des Sonnenbrandes an der Hüfte. Ich möchte kein weiteres Insekt haben, das über mein Gesicht kriecht und auch keine Katze die mich nachts beschnuppert. Keinen Einheimischen, der uns von der Straße aus sieht und kein Verschlafen, um die Fähre morgen um 12:30 noch zu bekommen. Ich wünsche mir die Sterne besser zu verstehen, ich wünsche im Moment zu bleiben, das Leben mit offen Armen in mich zu schließen, zu lachen und zu lächeln, zu lieben und zu teilen. Ich bedanke mich für meinen Kumpanen Martin, welcher mir so sehr beisteht, mir zuhört, mich und mein fluchen über Welt und Schmerz erträgt, der sich interessiert und mit mir wachsen will, der mich begleitet ohne etwas dafür zu wollen, der Essen, Trinken, Momente und ihre Menschen mit mir teilt und einfach für mich da ist. Der mich sicher und zuhause fühlen lässt und der mich nicht aufgibt. All meine Liebe an ihn.
Auch all meinen Dank und meine Liebe an das Privileg des Lebens, des Seins, an meine Familie die mich so sehr erfüllt, die mich in ihre Kreise schließt, vergibt und mit mir wächst, die sich sorgt und hilft. Danke a die Natur, das Universum und Götter für alle Taten die uns vorausgingen, für alles Potential das uns verborgen inne ruht, für alle Möglichkeiten, für alle Facetten. Das Leben meint es gut mit uns und dafür möchte ich es nutzen, um es anderen gut zu machen. Gute Nacht!
Erlebnisdichtung
30.05.2025, 1:20pm, ferry from Ibiza to Valencia, on a table at the window in front of Martin
Ich schaue zurück auf drei wundervolle Tage auf einer unglaublich schönen Insel, mit versteckten Schönheiten, mit unfassbaren Menschen und Einblicken, mit mehr oder weniger angenehmen Nächten auf Isomatten und toller Begleitung durch meinen liebsten Martin. Wie könnte es schöner gewesen sein?
Die Schuhe scheinen nach zwei Wochen dauerhafter Belastung und Heilung der blasenartigen Hautverluste ihre Bestimmung einzusehen und bis auf ein stumpfes Pochen bleibt die restliche Wahrnehmung des Schmerzes dem schwer zu tragenden und durch gerissene Strippen, welche nun geknotet sind, einschneidenden Rucksack geschuldet, als auch dem selten dumm zustande gekommenen Sonnenbrand meines Intimbereiches nach einem Schlaf nackt in der Mittagssonne. Heute kaufte ich eine Menthol-Mundspülung, eine Sache welche mich zusammen mit dem nun begonnenen Fasten hoffen lässt meine Eiterblase im Zahnfleisch auch ohne ärztliches Eingreifen bekämpfen zu können, ansonsten lief zumindest eine Sache in Spanien richtig schief.
Auf die Fähre sind wir über Umwege durch den falschen Port gekommen, an welchem wir dann warteten bis der Bus mit restlichen Passagieren ankam, wir unsere Tickets zuvor von einem Staff bekamen und dann durch die Security eincheckten, um dann hinter unserem durch die Hinfahrt schon bekannten Dude mit Husky zu warten. Der Hund redete ununterbrochen und ich sah wie Martin ihn ansah und lächelte. Weitere Investition durch Blicke zeigte selbiges für die meisten Passanten und somit musste ich feststellen selbst einen falschen Ansatz zu verfolgen, der mich dazu brachte jedes Mal genervt von dem Tier und seinem Drang zur Mitteilung wegzuschauen, und stattdessen nur mit Negativem füllte. Inspiriert alles mit einem Lächeln zu bedenken, fügte ich jene Erkenntnis dem Betrachten der Mitmenschen durch Mitleid hinzu. Dank sei Ley. Und dank sei Martin, dafür dass er beweist, dass ein Lächeln oft die beste Möglichkeit ist, sein Umfeld anzuschauen.
Martin machte sich soeben etwas zu futtern und es wurde schlussendlich ein gefaltetes Classico Brot aus der Bustik Bakery, ein Supermarkt, bestrichen mit Erdnussbutter dünn aufgetragen, gekrönt von einer zermatschten Mini Banane welche nicht mehr als Rucksack Gepäck zu rechtfertigen war, was ihr durch ihren äußerer Zustand eingebrockt wurde. Martin versuchte zuvor ein wenig vom roten Humus aus Zwiebeln, Paprika, Knoblauch und Nuss, aber meinte dass es nicht der Knüller war, obwohl ich mir über die Ironie nicht völlig bewusst war. Vielleicht sagte er es, weil ich nichts esse und er mich nicht neidisch darauf machen wollte. Das Fasten kommt aus der Hoffnung meinen Mundraum nicht weiter zu reizen und ich sah es als leichtesten Weg zuckerfrei zu leben, zumindest für ein zwei Tage, vielleicht klappt es ja.
Ich wechselte soeben Positionen, um meine Powerbank unter Aufsicht laden lassen zu können und befinde mich jetzt, statt gegenüber vom lesenden Martin sitzend, an einem runden Tisch in mitten der gefüllten Fährenmensa und schreibe mit meinem blau goldenen Notizbuch geöffnet vor mir liegend.
Das Notizbuch wurde die letzten Tage nur selten benutzt aber immer aus guten Gründen, wenn es dazu kam. Es ist jenes welches immer in meiner linken Hosentasche ruht und auf irgendwelche Einfälle oder Zitate von mir wartet. So startete meine Reise in München am Flughafen, in welchem mich ein Buch ansprach und ich kurzerhand in manchen Seiten versank. Mit dem Namen ‘The anxious Generation’ klang es nach meinem Feld des Interesses und es bestätigte sich als solches. Der Name findet sich notiert auf der oberen Hälfte der ersten Seite vom Beginn der Reise an. Ein anderer großer Gedanke, bei welchem ich nicht sicher zu sagen weiß, durch wessen Einblick mir jener wahr wurde, ist die verallgemeinerte Fassung Gen.ZM’s zu einer globalen Online-Plattform, um Verein unabhängig überall lokal jene zu finden die ebenfalls ohne Technik, künstlerisch und sozial ihre Zeit ohne Smartphone verbringen wollen. Gäbe es eine App dafür, könnten sich Menschen über sie zusammen finden und sich organisieren. Dann kam eine große und tiefe Inspiration, die ich meinen Eltern und der restlichen Welt durch aggressivste Promotion ans Herz legen werde. Es geht um die von Jose vorgelebte Adoption eines afrikanischen Kindes, um ihm den Himmel zu schenken, in welchem man selbst so unreflektiert vegetiert. So lernt man das eigene schätzen und kann ein Leben, welches zu Armut und Tod verurteilt war, retten und aufblühen lassen. Jose hatte mehren Kindern während den brutalsten Sommermonaten Heimat gewährt und zwei Jungen sogar das Leben geschenkt indem er sie adoptierte und für beinahe ein ganzes Jahrzehnt bei sich wohnen hatte. Das ultimative Gute, ein Leben zu retten, kultureller Austausch und Offenheit zur Welt zu praktizieren, Menschen aus aller Welt in unser Land zu integrieren und Diversität der Menschen promoten. In jenen Gedanken hatte ich mich verliebt, auch gerne wenn es um meine Eltern geht. Dann kommt ein Zitat aus dem Buch ‘Natur’ und es lautet ‘Du, der du die Erde trägst und auf ihr ruhst, wer immer du bist, schwer zu erahnen und zu wissen, Notwendigkeit der Natur oder Geist des Menschen, ich bete dich an: auf lautlos im Wege wandelnd, führst du die Dinge der Sterblichen nach dem Recht.‘ ein Zitat Euripides. Danach steht ‘Wer im Fleisch sät erntet Verwesenes’ im Kontext des Hegen und Pflegens, des Investierens in Körper und Materie, anstatt in Geist und Seele. Auf einem T-shirt in Alicante las ich ‘Youth is a state of mind’. Danach kommen ein paar nicht wirkliche Dichtungen, aber kurze Sätze die ein paar Bedeutungen versuchen zu erfassen. Später kommt die Idee Germans aus Piles, als Schreibarbeit Copy Writing zu beginnen und damit Geld zu verdienen. Ich nehme an das wäre so etwas wie Werbung für Produkte zu schreiben. German sagte auch den Satz ‘Who works doesn’t have the money to live’ und er sagte dass er ‘das Leben so wertschätzt wie eine Erinnerung’. Dann fing ich auf der nächsten Seite an die Produkte zu listen für die ich mir ausmalen konnte mit gutem Gewissen zu werben, das wären zum Beispiel meine Barfußschuhe, die kleinen grün braunen Essenstaler von Papa namens sun meals, cbd Produkte, hölzerne Spielzeuge, Freiwilligen Dienste, Backpacking als Aktivität und Form des Tourismus, aber auch das Equipment dafür. brick phones oder das Nothing Phone, Mineralwasser, Ghost als blogging Platform und ein winziger cooler Fiat e den ich letztens rumfahren sah. Auf der nächsten Seite starten die Kommentare über das gesagte von Ley welches ich im Gespräch knapp notieren konnte. Sie handeln von Stan Meyer, welcher in Amerika anscheinend das erste Auto erfand, welches auf Wasser basierend fahren konnte. Er erwähnte das in dem Kontext, dass alle Patente gekauft werden, die nicht das Geld System unterstützen und dadurch so unterdrückt werden, dass sie keinen Schaden a den etablierten Größen der Welt anrichten. Ley sprach über die Essenz, über das Finden des inneren Ichs und das Klarkommen auf die Welt von innen heraus, um erst dann anderen auch wirklich helfen zu können. Man müsste es schließlich auch vorleben können. Er verrät uns mehr über Rainbow Gatherings und das Squatting in Städten, welche für ihn der erste Einblick in das Leben der anderen, in die Welt des parallelen Weges von Geld bot. Er notierte selbst noch in Großbuchstaben ‘activated Charcoal’, um den Verdauungstrakt zu beruhigen und Gifte zu bekämpfen. Er selbst hätte es gestern nach schlechtem Hühnchen gebraucht, um seiner Lebensmittelvergiftung besser zu entkommen und nicht fast zu verdursten, und außerdem empfiehlt er Oregano Öl gegen Parasiten, eine Wunderheilküche der Natur auf die ich gespannt bin sie auszuprobieren, auch wenn der Umstand mir nicht gefallen wird.
Das mit am Spannendste schien mir das kurz von ihm erwähnte Ayurveda, eine antike Art des Verstehens der Welt und ihrer Natur, der Heilung durch Pflanzen derer alten Medizin und ein Sehen des Körpers als großes Ganzes. Ich klappe das Notizbuch zu und mache es mir auf dem Boden mit meiner Matte bequem um die fünf noch kommenden Stunden zu überbrücken.
30.05.2025, ein Morgen im schönen Ibiza und seiner grandiosen Innenstadt mit Kathedralbesuch
Zwar fanden Martin und ich nicht zu Gott, dafür aber bis zur Bushaltestelle und zurück nach Ibiza. Die Stadt, welche der Insel ihren Namen ausleiht, verkörpert optisch den Rest aller anderen Städte der Insel, nur mit dem herausstechenden Zusatz einer alten, spanischen Burg und ihrer Kirche. Die typischen weißen Häuser ranken in einem Geflecht aus Mauern und roten Dächern, mit Fahnen, Flaggen und fröhlich leuchtenden Blumen und Blüten zwischen ihnen an dem Berg und seiner Burg hinauf und scheinen dann groß in ihrem Wettlauf aus hellen Farben über die Strände und den Hafen mit seinen gleich farbigen Yachten und Segelbooten. Es ist eine unleugbare schöne Insel und selbst die Städte sind nicht unbedingt Hässliche, schließlich versuchen sich hier die Reichsten einen Ort des Wohlfühlens zu erschaffen. Die Natur ist trockener und die Äcker schimmern in ihrem schönen Rotton. Es gibt noch weniger Tiere als auf dem Festland was zwar alles noch ruhiger macht und das Gefühl einer weit entfernt liegenden Insel noch verstärkt, aber man sieht kein Wild und hört weniger Zirpen und Zwitschern. Die Strände sind alle strahlend weiß und sauber, entweder weil sie tief in der Natur und ihren Steilküsten verborgen liegen oder weil Traktoren ihre Arbeit in den morgendlichen Stunden gut vollbringen. Martin und ich hatten eine schönen Fußweg durch die mit Palmen versehende Innenstadt und ihre großen Gebäude um den langen offenen Platz herum verlaufend, die vielen Märkte und guten Gerüche aus den diversen Restaurants und freundliche Katzen die mit ihren netten Augen versuchen zu erkennen, ob man selbst die Katze als was sie ist erkennt, oder ihr keine Aufmerksamkeit schenkt. Auf dem Berg der Ibiza Burg traten wir in das schöne Gebäude der Kathedrale Santa Maria ein und bewunderten zum zweiten Mal, wie in Altea, ein christliches Gotteshaus aus weißen Marmorwänden und der wundervollen goldenen Verzierungen, die sich in den hohen Wänden und den geschwungenen Säulen bis durch die hohen Kuppeln zogen und in dem Gesamtbild ein Leuchten an sich hatten. Die farbigen Fenster der Front ließen einen kleinen Tempel in zentraler Mitte mit der Mutter Maria und dem Jesusbaby im Arm in Farben tanzen und der ganze Raum schien von diesen Fenstern aus zu pulsieren. A den Seiten waren wieder diese scheinbar für spanische Küchen typische flache Tempelbauten aus dem selben Marmor und in Miniatur, oft mit Heiligen in ihrer Mitte. Diese Räume erfüllen mich ohne Ausnahme mit dem staunen über die Kunst der Architektur, aber noch viel mehr mit dem großen Bewundern für die Veränderung und das Gute was eine Bewegung wie diese Religion, gestartet vor so langer Zeit, für so unendlich viele Menschen bringen konnte. Wie viele Menschen gerettet wurden, wie vielen Hoffnung und Verständnis zuteil wurden, wie viel Angst genommen, aber auch erschaffen wurde. Man könnte sich auch immer auf das Schlechte und das Falsche der Religion und derer Gläubiger stürzen und würde genug Punkte gegen sie finden, aber vorerst müsste man doch eingesehen haben, dass es viel Veränderung brachte und die Welt nicht selten zum besseren wandelte. So gibt es doch so viele, die ihre Moral und Ethik aus dem Glauben nehmen und somit kann es dann doch nichts Böses an sich haben. Schade nur für jene, die durch falsche Hand geleitet und nur zum Nutzen anderer im Glauben gehalten werden. Martin und ich haben den Schatten in unseren Herzen aufgenommen und lassen die kleinen Menschlein um uns in ihrer Gottesfurcht mit sich und den höheren Wesen zurück. Draußen entsteht einer jener Momente, bei denen man sich ungefragt in der Mitte einer Guided Tour befindet und mit dem Strom vieler Duzender aus britischen Touristen mit schwimmt und dabei einzelne Dinge über den Ort des Seins erfährt. Man beklagt sich nicht über kostenloses Wissen.
Als nächsten ist der Hafen schon unser nächster anzupeilender Ort des Strebens und wir verbringen ein paar Minuten uns aus dem Irrgassen Ibizas hinaus zu wenden, stoppen kurz um eine Kellnerin nach einer Symbolik auf einer der Tassen des Restaurants zu fragen, welches ich zuvor auf Ley’s Mittelfinger tätowiert gesehen hatte und da es sein einziges war, dementsprechende Bedeutung zugesprochen hatte. Die Kellnerin wusste lediglich, dass es aus Australien stammt und wie wir wissen gilt das für unseren lieben Ley auch und somit kommt dadurch kein neues Wissen an uns. Ley meinte übrigens aus einem Teil Englands zu kommen, der Nähe Sussex, wessen Dialekt oft mit dem Australiens verwechselt wird. In der Kombination seines zweijährigen Aufenthalts in Ozeanien erklärt das wohl alles was seine wunderschöne wie komische Art des Sprechens angeht. Wir laufen auf den Randsteinen des Hafens und sehen die Seiten der Fische aufblitzen, die sich an uns vorbei drängeln in der Hoffnung einen Blick auf die berühmten zwei Backpacker zu werfen, die laut den Gerüchten des Meeres von Alicante nach Valencia gelaufen sind, und lassen uns im Gegenzug Blicke auf ihre Seitenlinien und deren schillernde Ölfarben werfen. Wir haben leider kein Brot und die Fische haben keine weiteres Interesse, also passierte es im Interesse aller, als wir abbogen um im falschen Fährenhafen einzuchecken. Wir begriffen den Fehler und jemand deutete ich die Richtung in die wir müssten. Dass die nächsten 20 Minuten beinahe fliegenden Marsches noch länger in den Beinen zu spüren bleiben würde, muss hier nicht weiter vertieft werden, aber man müsste doch anmerken, dass wir ein wenig spät dran sind. Als wir dann beim nächsten Hafen ankamen, stellte sich jener auch als falsch heraus, aber in komischer Hinsicht. Alle anderen Passanten wurden erst viel später mit einem Bus hier abgeladen und wir saßen zu dem Punkt schon lange herum und hatten unsere Boarding Pässe über Umwege durch die hier anwesenden Angestellten erhalten. Wir erkannten Menschen von der Herfahrt, so zum Beispiel den Hundebesitzer mit seinem ewig lauten Husky, und wir saßen nach der Sicherheitskontrolle, die Martin immer ein wenig schwitzen ließ wegen seinem Messer, auf dem Boden rum, während Martin aß und ich mich gut beim Fasten fühlte. Die Mundspülung die ich mir am Morgen ergattert hatte, mit ihrem Mentholgeschmack, fühlte sich perfekt für meine Beschwerden an und ich hätte nicht glücklicher mit den schnellen Resultaten der Abheilung sein können. Die Blase im Zahnfleisch hatte sich zurück gebildet und nach einer Woche Eiter und Schmerzen waren alle Symptome vergangen. Ich würde trotzdem noch eine Weile dem Essen fern bleiben, aber ich war begeistert statt eines Arztbesuches auch durch eigene Hilfe gesund geworden zu sein. Das kann ich keinem empfehlen und die Angst um den eigenen Körper, die man in solchen Stunden fühlt, lässt einen zutiefst wertschätzen, welches ungeheure Privileg die Präsenz von Doktoren aller Art ist und wie gesegnet man ist dadurch, dass andere die eigenen Gesundheit schützen und sich kümmern. Für Wertschätzung scheint man oft erst alles verlieren zu müssen... wie schön es wäre alles so zu sehen und zu lieben, und sich sparen könnte ohne es gelebt haben zu müssen. Die Fähre kommt und wir gehen. Einen Kuss auf die Hand, eine Hand auf den Boden und schon verlässt man einen wunderschönen Ort und nimmt stattdessen die Fähre zu einem anderen schönen Ort. Wo schlafen wir heute Nacht überhaupt? Vielleicht sollten wir anfangen zu denken... Oder sollten wir lieber noch ein bisschen über unsere Zeit träumen und genießen was passierte? Vermutlich werden wir einfach schlafen und lesen. Aber die Wertschätzung für den nun entdeckten Ort und seine Geheimnisse mit den Menschen auf der Insel, die alle Antworten zu den Fragen wissen, steckt tief in unseren Knochen und Hirnen. Eine wundervolle Erfahrung auf einer brillanten Reise. Wir sind gespannt wie sie weiter geht die gute Tour.

Martin und Ley
Die Fortsetzung von Valencia nach Cuenca und Madrid findet sich im altbekannten Journal über Spanien.