Ein Hallo aus Spanien

Ein Hallo aus Spanien

Schon mal 522 Kilometer zu Fuß mit Rucksack von Alicante nach Valencia, über Ibiza und hin zu Madrid gelaufen? Nein? Dann lies doch gerne unsere kleine Geschichte…  Feat. Martin

Supi! Die Wahl der Urlaubsart steht an und zwei ausgewachsene Kinder denken ans Zelten und Spazieren gehen. Und Spanien. Wenig Planung später und unsere spontanen Geister spülen uns hier nach Alicante, die Südküste des Landes der Paellas, Nachos und Sonnenbrände, und mit großer Bestimmtheit heißt es nun zu zweit den Weg von Alicante nach Valencia entlang der gesamten Costa Blanca zurück zu legen. Zu Fuß. Mit Zelt. Dass diese Reise über seine 200 Kilometer kommen würde, war uns zwar aus technischer Sicht mehr oder weniger bekannt, aber was das für unsere Füße übersetzt bedeuten würde, lag für uns noch im Schatten der Unwissenheit verborgen. Inzwischen wissen wir auch, dass es eher 550 Kilometer wurden... wie gesagt, gute Planung geht anders. Naja, immerhin hatten wir drei Wochen Zeit.

Low-Budget Traveling ist eine wundervolle, aber durchaus einschüchternde Art des Reisens, dafür aber reichlich billig und voll mit unglaublichen und unerwarteten Momenten; kleine Momente von unschätzbarer Schönheit, ein Austausch mit den Menschen des lokalen Raums der so viel für die Tiefe der Erfahrung macht und das Sehen der verstecktesten Orte weit entfernt von dem was der allgemeine Tourismus an Sichtbaren zulassen würde. Es ist der beste Weg in die Tiefen einer Kultur einzutauchen und neue Menschen kennen zu lernen und dabei noch die unberührtesten und grandiosesten Orte eines Landes zu sehen. Ob das euren Geist öffnen kann verrate ich nicht… 

Wer allerdings Angst vor der Ungewissheit hat nicht zu wissen was am nächsten Morgen auf einen wartet, ob man eine Stadt für Nahrung findet und ob die drei Liter Wasser reichen bis man Neues findet, Zelten und Bodenschlafen als unter der eigenen Würde ansieht oder noch in dem Gedankengefängnis der Abhängigkeit von dem bisher bekannten Hotelluxus steckt; diejenigen können sich hier ein wenig Inspiration und Mut abholen. Weil es ist alles möglich und meistens nur ein Akt der Gewöhnung! Martin und ich sind in unserem Beispiel die nächsten, die beweisen wollen, dass Reisen und Welt entdecken keine Sache des Geldes, sondern eine Sache der Entscheidung ist, die jede Person für sich treffen kann. Jeder besitzt die Fähigkeit Neues auszuprobieren und außerhalb unseres Zuhauses gibt es eine Welt zu erkunden; das sollte Motivation genug geben, um uns zum Reisen zu bewegen. Und falls nicht, dann hier Trick 17 - ein Goethe Zitat: ‘Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.’ Den restlichen Anstoß werden wir hoffentlich mit unseren hier beschriebenen Erlebnissen geben können. Wir haben alle schließlich nur ein Leben und es gibt nur eine Welt… Versuch den Zusammenhang zu leugnen! Wäre ja doof wenn wir das Haupt-Event verpassen. Das wäre wie im Kino sitzen, aber den Projektor anzustarren¡!

Hier könnt ihr also Martin’s und meine Reise in Gedanken und Worten begleiten. Wir arbeiten uns von Stadt zu Stadt durch und werden versuchen unsere Vorstellungskraft durch Worte zu beleben, Meinungen zu bilden, Inspiration zu erschaffen und Neues zu lernen. Vielleicht klappt das ja. Bei so einem Marsch sollte das Schreiben darüber schließlich der einfache Part sein. Wir fangen mal ganz langsam und behütet an und wiegen uns ganz sachte in die ersten Notizen unserer Reise - und finden uns selbst in einem Zelt bei dezentem Regen sitzend… könnt ihr es hören?

Heute, 23. Mai 2025, An einem Strand in der Nähe Dènia’s

Wir starten mal im Hier und Jetzt, damit ihr eine Vorstellung habt, ob wir denn überhaupt noch leben. Unsere Nacht ist beinahe überstanden, allerdings mit der misslichen Lageänderung, dass ich draußen auf einer Iso-Matte geschlafen hatte, bis es grade eben das erste Mal seit wir in Spanien sind, zu regnen began. Flink wie wir sind, haben wir alles Zubehör mit zu Martin ins Zelt verfrachtet und um Martin die Chance auf ein wenig mehr Schlaf zu geben, hatte ich mich nun entschieden zusammengerollt im Fußraum mit dem Schreiben zu beginnen. Wir beide sind erschöpfter als sonst, aber auch glücklicher. Das liegt vermutlich daran, dass wir nach circa 70 Kilometern Autobahn gestern Abend völlig erschöpft endlich wieder Meer gesichtet hatten. Allein am vergangenen Tag liefen wir 47 Kilometer, wobei unsere omnipräsenten Rucksäcke ihren Teil dazu beitrugen das Ganze noch ein bisschen spannender zu machen; zudem sind Autobahnen einfach nicht komfortabel zum Laufen. Aber jetzt haben wir es geschafft und vermutlich sind seit Strandentstehung noch nie zwei Menschlein so glücklich auf ihm auf und ab gesprungen, wie wir es gestern Abend noch fertig brachten. Es war übrigens der fünfte oder sechste Tag auf Wanderschaft und vermutlich brauchen wir noch vier weitere Tage bis wir unser Pilgerziel - das wunderschöne Valencia - erreicht haben. Aber wie kam es dazu? Warum laufen zwei Jünglinge mit viel zu viel Gepäck und zu großen Ambitionen einen Weg, der mit dem Bus doch so schnell überwunden wäre? Also gut, ich glaube unsere bisherige Geschichte erzählen zu können. Vielleicht kann ich damit verständlich machen, wieso sich jede Art von Vorhaben in dieser Richtung lohnen kann und falls ich es schaffe einen Samen der Inspiration in euch zu pflanzen, um ähnliche Abenteuer zu bestreiten, werde ich euch auch unsere Weise des Reisens näher bringen und eure Augenlider ein wenig mehr dafür öffnen, was denn so alles möglich sein kann. Haltet euch fest! Manche der Erkenntnisse drücken ganz schön auf die Schädeldecke…

Hier geht's auch schon weiter!

Die Mutter der Reise