Intermedium

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Sternenhimmel in Brandenburg; aufgenommen mit einem iPhone 13 Pro, 30 Sekunden Belichtungszeit, bearbeitet!

05.09.2025 - From the Now to the Beginning

Ich sitze in Berlin am Flughafen und schreibe. Du wirst gleich mit meiner Vorgeschichte konfrontiert und da jene so simpel ist, hatte ich mir überlegt rückwärts davon zu berichten. Lass dich davon nicht aus der Bahn werfen. Wir starten also im Jetzt und gehen Schritt für Schritt ein ganzes Jahr zurück. Komm gut durch den Text. Wir sehen uns auf der anderen Seite…

Falls du mich persönlich kennst oder zuvor meine restliche Geschichte mitverfolgt hattest, kann ich dir empfehlen diesen Part zu überspringen. Weil falls du mit dem impulsiven Verlangen auf diese Worte gestoßen bist, auf die Schnelle etwas aus Tansania zu lesen, wird dieser Wunsch hier noch nicht befriedigt. Es ist eben die Vorgeschichte. Allerdings muss davor ja nicht schlechter sein als danach. Schau selbst!

Am Flughafen sitzend steht nun barrierefrei mein zweiter Freiwilligendienst vor mir. Bald werde ich voraussichtlich in Dar es Salaam, Tansania ankommen und kurz darauf in Mwanza beim House of Hope, meiner Einsatzstelle, ankommen.
Grade hatte ich noch ein wundervolles Gespräch mit meiner Berliner Tante, die mich hier am Flughafen durch die Wartezeit begleitete und ein ‘Auf Wiedersehen!’ teilte. Wir tauschten uns über ihre grandiose Rucksackreise durch die Türkei mit ihrem Enkel aus und ich durfte ihre Galerie beäugen, während ich von ihr die verbale Ausführung des Geschehenen erhielt. Ihre Ballonfahrt war ein absolutes Highlight. Ich gebe ihr meine Unruhen und Sorgen über den Verbleib von Frankh weiter, welchen wir beide vor einigen Wochen in Berlin verabschiedet hatten, nachdem unsere gemeinsame Reise von Korsika bis hier her ihr Ende fand. Sie berichtet mir über ihre Erfahrungen in afrikanischen Ländern; über das Essen, die Einstellung gegenüber dem Leben, die Krankheiten und jene Sorgen, die sie sich um mich macht. Wir gehen an die frische Luft und reden über ihren Bruder, meinen Papa und seine Lebenssituation, und über das Reisen, welches meine beiden Eltern getrennt von Kindern nötig hätten, um sich selbst in der Welt entdecken zu können. Bis dahin lebe ich ihnen nach besten Vermögen das Reisen vor uns lasse sie miterleben, was ich so erleben darf. Genau hier durch Worte! Hi Mama, hallo Papa…
Meine Eltern brachten mich innerhalb von zwei Stunden Autofahrt von dem Zuhause meiner Großeltern in Brandenburg hierher. Der Berliner Flughafen. Wir kamen um 10 Uhr an und sie verabschiedeten sich für ein zweites Mal für ein Jahr von ihrem viel zu jungen Kind. Auf der Fahrt bedankte ich mich von Herzen für die mir geschenkte Zeit und schwärme von der Schönheit ihres gemeinsamen Lebens, welches sie für uns Kinder erschufen. Es fand also der Versuch statt, sich für ein ganzes Leben und vor allem für das letzte gemeinsame Jahr zu bedanken. Vielleicht hat es in Ansätzen geklappt, aber es fehlten Welten, um tatsächlich das zu formulieren, was mir auf dem Herzen lag. Das Resultat dieser Überforderung war folgendes; ich schlief ein.

Meine wundervolle Zeit im eigenen familiären Zuhause, welche der Zeit bei Großeltern voraus ging, wurde mit Spiel und Spaß bei uns in Bayern verbracht. Mit einem langjährigen Tischtenniskumpanen und besten Freund fand ich mich vor allem in den letzten Tagen des öfteren auf meiner Straße und gemeinsam mit einem damals zehnjährigen Nachbarsjungen lernten wir zuerst Hockey und spielten es dann auch, manchmal bis tief in die Nacht. Je nachdem wie die Nachbarschaft drauf war. Zuvor hatte eine Düsseldorfer Freundin eine Woche bei mir verbracht und gemeinsam konnte man sich selbst und das Gegenüber vertieft kennen lernen. Wir waren einmal an einem See campen zu dem wir fußläufig angelangten; ich spaßeshalber in meiner Backpacking-Montour, die nach ihren 14 Wochen Benutzung noch umausgepackt in meinem Zimmer rumstand. Meine liebe Freundin namens Sarah durfte an einem Abend miterleben, wie erfreut ich über ihre durch das Studium erworbene Expertise in der Erziehungswissenschaft war. Wir lagen an diesem Zeitpunkt auf einem Acker, der frisch gemäht wurde und teilten uns nicht nur den Poncho zum darauf liegen, sondern auch den Sternenhimmel zum hinein träumen. Ich malte mir eine bunte Zukunft für meinen Verein aus, der sich zu dieser Zeit in der Hochphase seiner Gründung befand und freute mich bereits so wahnsinnig passende, tolle und vertraute, gute und besondere Menschen dafür zu kennen, die allesamt bei der Gründung und der späteren Geburt mithelfen und mich so wahnsinnig unterstützen. Shoot out ihr Zuckersüßen!! Sarah lernte ich an einem besonderen Zeitpunkt gar nicht so weit zurück in der Zeit kennen. Unser geteiltes Vorbereitungsseminar für das kommende Freiwillige Soziale Jahr in Tansania. 30 junge Menschen und wir.

Jenes Seminar war eine goldene Geburt schöner Momente. Geschmückt von ihren Menschen hätte ich mich wohl an keinem anderen Ort so wohl fühlen können. Ich kam nach 14 Wochen des beinahe ununterbrochenen Rucksackreisens durch ganz Europa dort an und traf zu aller erst drei wundervolle Menschen der Seminarleitung, die mir bereits vertraut waren. Drei Gesichter meines Rückkehrseminars lächelten mich überrascht an. Dieses Seminar lag beinahe ein ganzes Jahr in der Vergangenheit und bildete damals den wunderschöne Abschluss meiner atemberaubenden und so unfassbar bereichernden Zeit in Kanada, auf Vancouver Island, wo mein damals erstes FSJ statt fand. Jetzt war ich bei dem nächsten Beginn einer solchen Zeit angelangt und die kommenden 10 Tage waren unbeschreiblich. Die Menschen waren von Süße nicht zu übertreffen, die Thematiken an Wichtigkeit vollkommen, der Austausch manchmal unendlich tief und das Gefühl von innerer Verbundenheit übertraf alle Illusionen, die bis dahin in mir wohnten. Die Reflexion und Bildung die wir dort erhielten, wären umstandslos unbezahlbar und somit erlebte ich das beste Seminar meines jungen Lebens… auf dass noch viele weitere kommen und auf das noch viel mehr junge Menschen zu der Möglichkeit aufwachen, genauso FSJ’s erleben zu können; auch die Welt bereise zu können und unbezahlt purste Schönheit erleben. Angefangen mit solchen Seminaren. Überprüf mal, ob ich die Einträge über dieses Seminar schon als eigenes Kapitel in The Pilgrim’s Journey hochgeladen habe!
Zwei Tage vor dem Seminarbeginn stand ich noch mit Rucksack in Berlin. Der Weg zum Seminar war geschmückt durch die Autofahrt per BlaBlaCar mit einem sehr interessanten Kameruner und unserem fünfstündigen Austausch über Weltansichten, Zukunftsausblicke, Kindererziehung (er erwartete garde sein erstes) und viele weitere überdurchschnittlich interessante Dinge. Ich durfte als Jüngster im Auto die Fahrt auf dem Frontsitz genießen, während ein Kindergärtner aus Frankfurt und ein noch etwas angetrunkener von Geburtstag zu Geburtstag Reisender die Rückbank füllten. Frankh sagte ich in Berlin an meiner Tante Sylvie’s Seite Bon Voyage! und schaute auf drei wundervolle Tage in der Hauptstadt zurück; zwei Nächte bei meiner liebsten Tante und eine bei meiner Taube im Geiste, der wundervollsten Nina. Auch sie war herzlich begeistert von dem Duo aus meinem Kumpane und mir. Die Grazie ihrer Seele wird sie der Welt hoffentlich bald durch eigenes Handeln kundtun und somit darf ich mir sparen über diesen unglaublichen Menschen zu schwärmen.
Durch eine Fahrt an Mama’s Seite kamen Frankh und ich nach Berlin und hatten zuvor das Glück ein paar Tage bei mir zuhause unter zu kommen. So lud ich meine Energie von diesem herrlichen Ort auf und bescherte meinem besten Freund einen tiefen Einblick in mein Leben. Wir saßen den Regen einer Nacht an dem See ab, an dem ich Wochen später mit Sarah campen würde, erkundeten die Gegend und liebten die Familienhündin Coco. Kein einziges Mal hätte das Gebet der Dankbarkeit fehlen können, bei den zauberhaften Geschmäckern die Mutter’s Hand uns in jener Zeit mit Liebe auftischten. Der Austausch zwischen Frankh und meinem Papa lag mir bedeutend am Herzen und selbst meine Schwestern waren ein großer Teil der schönen Erfahrung.

Das ist Zuhause. Davor ist 14 Wochen Europa, Zelt und Fußmärsche.
Innerhalb von acht Tagen hatten wir die Alpen zu Fuß oder schwarz fahrend oder per Autostop oder von der Polizei und dem Zoll gefahren, überquert. Wir bestiegen einen Berg im Pizolgebirge der Nordschweiz und lebten an den Ufern von unglaublichen Bergseen im italienischen Teil der Schweiz und in Norditalien selbst. Norditalien beherbergte uns für kurze Zeit, nachdem unser zweiwöchiger Aufenthalt in Monaco bei Mama Chantal und dem aller wundervollsten Restaurant La DifferAnce ablief. Eine wundervolle Zeit mit unglaublichem Essen, einer atemberaubenden Gegend, guter Gesellschaft und intensivster Auseinandersetzung mit Frankh, keinesfalls negativ. Mama Chantal werden wir niemals vergessen können für ihre Güte, ihre Offenheit und Gastfreundlichkeit, für ihre Integration unserer beiden Geister in ihrer Welt und vor allem für ihre Liebe. Wunderbarste Momente konnten dank ihr existieren und dabei hatten wir sie nur durch einen riesigen ‘Zufall’ eines nachts angetroffen, als Frankh und ich Monaco wieder verlassen wollten und bei dem einzigen Restaurant auf dem Weg nach Wasser fragten. Ein paar Minuten später und Frankh und Chantal haben einander in Französisch gefunden und eine tiefe Freundschaft findet ihren Anfang.
Das Öffnen meines Geistes gegenüber Frankh’s Welt konnte sein eigenes Ende nicht greifen und so tauchten wir in unendliche Facetten der Gespräche und des Verständnisses von Leben, Welt und Mensch, von Spiritualität und Liebe ein. Meine Meditation entwickelte sich auf elementarer Ebene durch ihn weiter und bereicherte mich in den Momenten der geteilten Stille um ein vielfaches. Fünf Wochen waren es insgesamt, seit Frankh und ich an einem Abend am Strand Korsika’s durch die Wendungen des uns heiligen Lebens geleitet, aufeinander trafen. Seitdem versuchten wir von der Trauminsel Korsika zu kommen und Südfrankreich hinter uns zu lassen. Wir liefen, schliefen und lebten an unglaublichsten Küsten und Stränden, aßen nicht endende Speisen der Dankbarkeit und das ohne einen Cent für Wochen am Stück auszugeben. In Saint Raphael, Südfrankreich, kamen wir beim Lokaljournalist, Nudisten und Freigeist Nicolas unter und genossen eine WG-artige Weise des täglichen Verbringens was ein wunderschöner Aspekt der gemeinsamen Reise darstellt. Ich konnte viel schreiben und wurde reich beschenkt beim Malen einer Blumenfassade auf der Straße sitzend, als zwei Briten meiner Geschichte und ihrem Charme verfielen. Die beiden hatten sich in ihrem Urlaub verfahren und trafen deswegen auf mich und beschlossen uns ihren Respekt und Bewunderung durch das Kaufen in einer Bäckerei nach Wunsch zu beweisen, was ein schönes Frühstück für Nicolas, Frankh und mich mit sich bringen sollte. Nach Südfrankreich, Nizza, kam Monaco.
Korsika selbst war eine spektakuläre Insel mit einer unbeschreiblichen Intensität ihres Grüns und der Vielfalt an Schönheit. Vier Tage lief ich damals noch, oder schon wieder, allein über ihre Berge und durch immense Wälder. Ich schlief in versteckten, unabgeschlossenen, hell weißen Grabkammern und unter gigantischen Steinformationen und genoß die unfassbare Ansicht beim Ankommen in Bonifaccio, ganz im Süden der Insel, als die weißen Sandsteinwände in dem strahlend schimmernden, smaragdgrünen Wasser aufeinander trafen. Einen Tag zuvor hatte ich meinen Familienurlaub auf Sardinien auf wirre Weise anders ausgehen lassen, als das meine Eltern angenommen hätten. Nach den wirklich wunderschönen fünf geteilte Tagen in Budoni und unserer ersten Familienwanderung, die nicht problemlos verlief und mir barfuß die bisher um weiten größte Pein war, hatten wir viele schöne Stranderlebnisse, die für das Wundervolle sprachen, sahen uns in besten Pizzerien wieder und genossen die Sonne so weit es ging. Wir besuchten sogar meine Freunde auf Sardinien, auf welche ich bei der Anreise zum Ort meiner Familie gestoßen war. Gilles und Emmanuelle, jene beiden Franzosen, die autonom fern der Gesellschaft in den Bergen des nördlichen Sardinien’s lebten. Mit ihren perfekten Hunden und den Obsthainen, aber auch dem selbst erbauten Garten, lebten sie ein unbegreiflich schönes Leben abseits der Gesellschaft in völliger Autonomität, über was sich träumen lässt, und so konnte ich meinen Traum verwirklichen, diese Art des Lebens meinen Eltern und Schwestern vorzustellen. Sie bewunderten den Ort und seine Menschen in ähnlichem Ausmaß. Sardinien kam der Schönheit Ibiza’s Nahe, aber konnte ihr nur in der Diversität ihrer Landschaften überlegen bleiben. Gelandet war ich in Cagliari und gekommen war ich aus dem Ort an dem ich meinem Martin das vorübergehende Auf Wiedersehen! nach drei überstanden Wochen des extremen Reisens durch Spanien sagte.
Innerhalb von diesen drei Wochen bewerkstelligten unsere jungen und kerngesunden Körper eine Leistung, auf die ich in Jahrzehnten noch mit Respekt schauen werde. Wir legten 279 Kilometer in nicht einmal acht Tagen nur per Fuß zurück und kamen ausnahmslos laufend von Alicante nach Valencia. Wir schliefen an Stränden, in Wäldern, im Zelt oder unter den Sternen. Liefen über Felder und Wiesen, Autobahnen und sogar aktive Zuggleise. Jede Stadt hatte ihr eigenes Abendteuer und jeder Tag seine neuen, den alten Tag überbietenden Aufgaben. Wir wurden für die Ankunft mit Michelin-Stern Paella gefeiert für was wir nichts zahlten und verschaffen uns eine Reise nach Ibiza, um die Schönheit ihrer Natur kennen zu lernen und den ersten Bürger der Welt auf unserem Weg zu entdecken. Wir kamen anschließend nach Cuenca, wo Martin im flockigen Pollenregen in dem Wäldchen am Fluß sagte: ‘Give me everything I ever wanted, and let me forget I ever had it!’. Madrid’s Musik lullte uns in Gespräche der Ungläubigkeit, der Selbstliebe und noch mehr Liebe für unser Gegenüber, als wir die Reise in ihrer Gänze revisierten und dabei im Gras der Innenstadt lagen und nichts von dem Passierten fassen können. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass es noch für eine solche Weile bei mir weiter gehen sollte. 

Ich floh aus meinem Alltag und der Arbeit im altbekannten Getränkemarkt, welcher mich zu seiner Anfangszeit nur auf den sozialen Aspekt meiner im März stattgefundenen Norwegenreise vorbereiten sollte. Ein wenig Geld als Zusatz war oke, aber keine Option auf die man nach der begonnenen Reise zurückschauen wollte.
Nur wenige Tage vor dem Abflug gründete ich in der Gründungsversammlung, abgehalten via Teams, den Verein Gen.ZM e.V. mit Martin, Elias, Sina, Henry, Antonia, Franziska, Linnea, Finn, Gabriel, Nele, Nina, Annika und natürlich mir. Der Rahmen wurde zwar in ungemein weitem Ausmaß schon bedacht, würde aber auf beglaubigte Existenz bis zum Zeitraum meiner Abreise nach Tansania und länger warten lassen.
Genauso wurde zu dieser Zeit auch alles aus mir herausgelassen, was einer Website-Bildung zugute käme und keine allzu lange Zeit später existierte das Blog-Medium www.gen-zm.com, welches nun als Schriftformat des Netzes mein Travelblogging, mein Buch ‘Zusammen Leben leben’, Ernährungs-, Sport- und Meditationsansätze, Vereinskonzepte, Briefwechsel mit der Community, Visionen und andere für mich relevante Dinge festhalten wird.

Kaum einen Monat bevor es im Mai nach Spanien ging, kam ich von meinem einmonatigen Erlebnis aus Norwegen zurück. Dort hatte ich mich als 19 jähriger das erste Mal ganz allein und mit Rucksack und Zelt der Welt und ihrer Kälte gestellt und bin für diesen Monat März durch nordeuropäische Welten gekommen. Norwegen durfte ich in einer Vielschichtigkeit erleben, die keinem mir bekannten Märchen nachkäme. Zum Beginn der Reise lebte ich, nachdem ich bei Schneefall auf der Halbinsel bei Olso campte, in der Nachbarstraße des königlichen Palastes bei einem Menschen, der mir bald ein sehr guter Freund sein sollte. Wir erlebten duzende und duzende Stunden der Gespräche und ich durfte eine Person kennen lernen, die durch ihren materiellen Wohlstand glücklich war. Er behauptete es und konnte es auch überzeugend auslegen. Ich erlebte Reichtum aus erster Hand. Was ich nicht kommen sah, waren die vier buddhistischen Mönche, welche ich beinahe zwei Wochen später auf dem ‘Pulpit Rock’, einem legendären Aussichtspunkt in dem Gebirge Preikestolen, treffen sollte. Sie brachten mich einen Tag später und eine Nacht des Campens aus der Klippe des Pulpit Rock, durch vier Stunden Autofahrt weiter in den Norden und ließen mich dann vier Tage bei ihnen wohnen. Ich verlor meine dreißig Zentimeter langen blonden Haare im Prozess des Dortlebens, weil ich die Mönche nach einem Haarschnitt fragte, und die Frise schien dort grade besonders angesagt und dabei lernte ich die Welt von ihnen kennen und ein Amerikaner, mein allerliebsten Alex und seine unglaubliche Partnerin Frei erklärten mir alles, was mein wissbegieriger Kopf zu der Zeit noch aufnehmen konnte. Ein Leben lang vegan war ein Aspekt davon. Die gesamte Welt des Buddha’s eine andere. Meine Art der Meditation entwickelte sich dort auf atemberaubende Weise und meine Sicht aufs Leben würde nie wieder dieselbe sein können. Lies gerne die ganze Geschichte, wenn es dich interessiert. Introduction Norway
Vier Monate hatte ich mich nach meiner Lehre in der Zimmerei dem Selbststudium gewidmet. Vier Monate konnte ich mein eigenes Leben routinierten und schmücken, und das mit allen Interessen meines Herzens und Experimenten ohne Ende. Ich begann mein erstes Buch zu schreiben, ließ Welten der Recherche auf mich wirken, las Buch um Buch, lernte Java.Script, startete einen langen Prozess des Mandarin Lernens, welcher mir für meine Fahrradreise nach Tibet und dem klösterlichen Aufenthalt dort wohl bekommen sollte. Die Sprache öffnete Fenster der Einsicht in ihrer Komplexität und gab mir ein Ziel von unschätzbarer Größe auf welches ich für Jahre anstreben könnte. Ich fastete für 19 Tage, 461 Stunden nur Wasser, Brühe und Tee. Die Klavierstunden unter meinem britischen Freund Easton brachten neues Licht in das Liebesleben zwischen mir und Musik, welches erst beim Seminar in ein paar Monaten weitergeführt werden sollte. Die Gitarre meines Vater’s rückte jeden Tag etwas näher und auch wir produzierten eine Schönheit an geteilten Klängen mit Lieblingskünstlern wie Daniel Caesar, Bo Burnham, REN und David Bowie.
Alles das hätte seinen Platz in meinem Dasein nicht finden können, hätte ich die Fahrten und die Arbeit auf den Straßen zur Arbeit bis zur Arbeit auf den Dächern selbst nicht überstanden. Meine Lehre der Zimmerei erstreckte sich beglückt durch Segen zwar nicht über ganze zwei Jahre, sondern nur die nötigen drei Monate, bevor Chefle und ich die Meinung auf anderweitige Vorsehung in der Welt auslegten und zu dem zuerst einseitigen, aber Sekunden später den allgemein besseren Entschluss trafen, meiner Bestimmung auf anderen, direkteren und nützlicheren Wege zu folgen. Zwar lernte ich das Nötige in der Zeit und wurde auch nicht selten inspiriert, aber das fehlenden Jahr, welches dem Rest der Lernenden voraus ging, das sogenannte Berufsgrundschuljahr, welches ich lächerlicher Weise durch den Besitz eines Abiturs überspringen durfte, und meine Abstinenz des Werkens mit einer Materie wie Holz bis zu diesem Punkt, ließen mich des Öfteren in einer sichtbaren Art der ungenügenden Fähigkeit zurück, die zwar wenig bis nichts mit Faulheit zu tun hatte, aber die Verwirrung und Überwältigung mit einer Welt an Werk symbolisierte. Die Menschen auf die ich traf, waren Welten von der Meinen entfernt, aber so lernte ich am meisten durch jene Interaktionen. Von der einheimischen Sprache (schwäbisch) über Welt- und Lebensansichten; der Einblick in die Härte des Arbeiterlebens in Deutschland schlug mit der flachen Hand auf die Wange meiner Wahrnehmung, als ich Erzählung dann meiner eigenen Erfahrung beifügte mit der Aussicht potenziell ein Leben lang so verweilen zu können. Mein Umstand rettete mich davor und ließ Hunderttausende andere in ihrem Existieren unbeeinflusst zurück. Ich schätze mein Leben nun noch mehr. Das Überleben der Umstände und das Ausleben meiner Persona, was folgen sollte, statt die Gefangenschaft in einer körperlichen Arbeit aus der es kein Entkommen gäbe, wenn Geld und Bildung ihre Nägel in Hände schlugen und Eisenketten der Verantwortung über Familie, Haus und Auto bereits alles determinieren, öffneten mir die Augen für die Welt. Frei wie ein Vogel und so leicht wie eine Feder tanzte ich am letzten Tag der Ausbildung zurück zu meinem viergeräderten Gefährten und ließ eine Alternative meiner Zukunft zurück, um in das Meer des Neuem vorzustoßen. Die Aufregung und Vorfreude war grenzenlos und würde über Wochen nicht abebben, in welchen ich mich dem zuvor genannten Selbststudium widmete. 

Warum kam aber ein junger Mensch nach einem so ereignisreichen Jahr wie dem ersten Freiwilligen Dienst in Kanada aus sozialster Arbeit in die Versuchung einer Ausbildung nachzugehen, welche dem zu vorigen nicht unähnlicher hätte sein können? War das Jahr nicht prägend genug? War mir Abwechslung noch wichtiger, als das zu tun was mir Erfüllung brachte? War es der Ansatz eine Facette zu entwickeln, die mir später in persönlicher Hinsicht noch hätte hilfreich sein können? Hatte ich meinen Plan in New York innerhalb der nächsten Camphill-Community zu studieren schon so klar vor mir, dass ich zum Zwecke des hilfreich Seins vor hatte einen praktischen Skill zu erlernen, der meiner Wertigkeit und dem möglichen Beitrag in dieser Gemeinschaft zugute sein würde? Vielleicht war ich aber auch nur zu verloren in einer unfassbaren Welt unter nicht verständlichen Umständen mit einer Historie und einem Wunsch der sich in dem System in dem ich mich gefangen sah nicht vereinen konnte. Oder ich kam dem Wunsch meiner Mutter nach etwas ‘Vernünftiges’ machen zu wollen und nahm die erste Empfehlung, die ich von ihr erhielt an, ohne die innere Ruhe für eine echte und persönliche Entscheidung gehabt zu haben. Nichts von allem könnte ich nun weniger bereuen. Was mir nach einem solchen Erlebnis wie diesem Jahr noch bleibt, ist pure Dankbarkeit für jeden Moment, der dafür sorgen sollte, dass ich nun hier landete.
Von Berlin flog ich also mit einem Koffer, einem kleinen Rucksack und meiner zuvor verlorenen Bauchtasche aus Norwegen von Berlin nach Istanbul und traf dort auf zwei Co-Volunteers mit welchen ich bis zur Einsatzstelle in der Nähe Dar es Salaam’s reisen sollte - und damit haben wir es geschafft. Wir sind endlich da.

Tansania!

Zweites Kapitel: Aufwachen im Weltenwandel